Neurodermitis bei Kindern – was hilft wirklich?
Der Juckreiz kennt keine Gnade. Und er macht keine Pause – auch nicht für Babys. 24 Stunden am Tag kribbelt bei Neurodermitis die trockene, gerötete Haut.
Neurodermitis – so häufig erkranken Kinder
In Deutschland leidet etwa jedes sechste bis zwölfte Kind unter sechs Jahren an Neurodermitis. Bei ungefähr einem Drittel der Kinder verringern sich die Symptome im Laufe der Jahre und verschwinden schließlich ganz. Bei anderen verschiebt sich die Symptomatik von den Hauterscheinungen zu anderen allergischen Erkrankungen wie Heuschnupfen oder Asthma.
Ursachenforschung ist schwierig
Die Ursachen der Neurodermitis sind nicht immer eindeutig und müssen in jedem Einzelfall individuell geklärt werden.
Meine Tipps für Eltern und Kinder mit Neurodermitis
In vielen Städten werden Neurodermitis-Schulungen für Kinder und Workshops für Eltern angeboten, die sich sehr intensiv mit allen täglichen Aspekten der Krankheit auseinandersetzen. Es gibt aber ein paar ganz einfache Regeln, die Eltern und Kinder befolgen können, um eine erste Linderung der Symptome zu erreichen.
1. Die richtige Hautpflege
Kinder mit Neurodermitis haben eine sehr trockene Haut. Bei ihnen sind der Harnstoffgehalt, der für den Feuchtigkeitsgehalt der Haut wichtig ist, und die Talgproduktion, die einen schützenden Fettfilm bildet, stark verringert. Die Hautpflege muss sorgfältig darauf abgestimmt werden. Zu viel Seife und Shampoos können die Haut zusätzlich reizen, besonders wenn sie Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe enthalten. Stattdessen sollten Eltern darauf achten, zusatzarme Seife und Waschöle zu verwenden und Kinder nach dem Waschen mit einer beruhigenden Lotion einzucremen. In der kalten Jahreszeit muss der Fettgehalt der Pflege höher sein als in der warmen. Die Haut reagiert meist positiv auf Cremes und Salben mit Urea (Konzentration beim Baby 2–3 Prozent) und Nachtkerzenöl (bis zu 10 Prozent Gamma-Linolensäure).
Beim Baden darauf achten:
- Duschen und Baden nur mit lauwarmem Wasser.
- Badeöl verwenden, das die austrocknende Wirkung von kalkhaltigem Wasser ausgleicht.
- Nicht zu lange im Wasser bleiben, 5 –10 Minuten Badezeit reichen aus.
Alle Seifenrückstände gut abspülen. - Die Haut trocken tupfen.
2. Das Material der Kleidung
Die Haut von Neurodermitikern ist empfindlich. Baumwolle, Seide oder Leinen sind Materialien, die die Haut nicht reizen. Wolle, Nylon, Perlon, Polyester und Polyacryl sollten gemieden werden. Spezielle Textilien mit Silberfäden können den Juckreiz sogar lindern und sind besonders sinnvoll als Nachtwäsche für Babys. Außerdem gilt: – Duftstofffreies Waschmittel und keinen parfümierten Weichspüler verwenden. – Neue Kleidungsstücke vor dem ersten Tragen mehrmals waschen und gründlich ausspülen. – Eine zu warme Umgebung kann Neurodermitis verschlimmern, deshalb sollte bei Kleidung und Bettzeug das Zwiebelprinzip gelten (mehrere Lagen leichten Stoffes), um die Temperatur schneller anpassen zu können.
3. Allergien abklären
Der Kinderarzt oder Allergologe muss klären, ob eine Allergie der Auslöser sein kann. Studien haben allerdings ergeben, dass nur 10% aller Kinder mit Neurodermitis von Lebensmitteln beeinflusst werden. Einige von Neurodermitis betroffene Kinder sind zum Beispiel allergisch gegen Kuhmilch.
Bei einem solchen Verdacht bekommt das Kind eine so genannte hypoallergene Diät, bei der die häufigsten Auslöser vom Speiseplan gestrichen werden. Dann werden einzelne Nahrungsmittel nach und nach wieder angeboten, am besten unter ärztlicher Aufsicht. Dieser Provokationstest hilft herauszufinden, bei welcher Speise sich der Zustand der Haut verschlechtert.
4. Mit Kindern darüber sprechen
Für Kinder ist es oft schwer zu verstehen, warum die Haut verrückt spielt. Häufig erkenne ich bereits im ersten Gespräch seelische und körperliche Missstände bei meinen Patienten, derer sie sich nicht bewusst waren und die sich als die tatsächliche Ursache für chronische Beschwerden herausstellen.
5. Entspannungsübungen
Wenn es so stark juckt, dass Kinder nicht (ein-)schlafen können, sind Entspannungsübungen prima. Kinderyoga, Mandalas malen, Atemübungen, Entspannungsmusik und Fantasiereisen helfen dabei. Welche Maßnahme am besten hilft, lässt sich am konkreten Fall erkennen. Gerne helfe ich dabei, Kindern und Eltern die Last der chronischen Beschwerden zu nehmen und den Ursachen für Neurodermitis entgegenzuwirken.